Lebt als

Lebt als Privatier und Author in Zürich und ist meist zu Hause in seinem Kopf, wobei er das halbe All für einen Teil davon hält

Ich erzähle nur weiter, was man mir sagt. Ich bin nur das erzählende Ich. Das „erzählende Ich“ ist in der Literaturwissenschaft ein Terminus der Erzählmodelltheorietypologie und bezeichnet einen Erzählmodus in Abgrenzung zu auktorialem und personalem Erzähler. Ich erzähle nur weiter, was ich so höre, vor allem vom Erzähler selbst, manchmal auch vom Verfasser (damit meint er mich – d. Vf.), vom Author oder gar vom Herausgeber, letztlich entscheidet ja er. Ich bin also nur das erzählende Ich, aber ich erzähle – eher untypisch für diese literarische Instanz – auch gerne mal von mir selbst. Ich meine, seit Flann O’Brien sich in seinem literaturhistorischen Denkmal „In Schwimmen-zwei-Vögel“ seinen Figuren erlaubt hat zu sprechen, was diese ermuntert hat, auf den Autor einzureden und auch mal auf ihn einzuhauen, habe ich als Ich-Erzähler die Pflicht, als Teil des Literaturproduktionsprozesses nach meinem bestem Dafürhalten mitzuwirken. Wir sind so etwas wie ein Literaturproduktionskollektiv, kooperieren aber irgendwie intuitiv, virtuitiv, manchmal auch genitiv, wobei nie so klar ist, wer von wem da wie abhängt.

Passen Sie also auf, wenn Sie irgendwelche Analogien zwischen den verschiedenen Erzählinstanzen und dem Author zu erkennen glauben und daraus den Schluss ziehen wollten, sie wüssten schon wer Ich oder auch ich bin. Ich weiss ja selbst nicht, ob ich für mich oder für eine andere Instanz erzähle. Dieser Text erklärt sich selbst zur Literatur und lässt damit alle Haftungsfragen hinter sich. Hier kann ich, Ich, er, sie, wir, Du was auch immer tun und lassen, wem auch immer das passt oder nicht. Literatur eben. Der Schluss auf einen profanen Wahrheitsgehalt auf der personalen oder abstrahierten Ebene ist rezeptionsästhetisch ein Frevel und wirft überdies einen Haufen peronendatenschutzrechtlicher Fragen auf. Der Author selbst steht unter einem Schutz der Privatsphäre, auch wenn er von Intimitäten erzählen lässt. Wenn Sie sich selbst durch das Lesen dieser Texte in irgendwelche Selbstreflexionen verstricken, die Sie eigentlich gar nicht gesucht haben, hat das die Ursache allein in Ihrer eigenen rezeptionsästhetischen Sprachproduktion. Lesen Sie die Texte also als Packungsbeilage ihrer Weltbildung.

Damit hat die literarische Figur des erzählenden Ichs bereits etwas Kontur. Es ist logisch geradezu zwingend, dass hier ausschliesslich unverantwortliches Zeugs publiziert wird (das erzählende Ich scheint hier doch etwas salopp zu formulieren, d.Vf.). Das regt mich an beim Schreiben. La vita e bella. Danke fürs Reinschauen. Ciao!

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