Am Mittwoch verkündete der Nationale Wetterdienst der USA, dass ein Rekord eingestellt wurde: Die längste Periode in Amerika zum Jahresanfang, ohne dass ein Mensch durch einen Blitzschlag getötet wurde. Zwei Stunden später wird ein Golfer in New Jersey vom Blitz getroffen und stirbt.
Es werde gegen niemanden ermittelt. „Wie will man so einen Blitzschlag verhindern?“, meinte der hessische Polizeisprecher. Die Männer waren bereits ein Loch weiter, etwa 500 Meter, als sie vor dem plötzlich starken Regen dort beim Holzunterstand, mit Sicht auf den Edersee, Schutz fanden. Unwetter! Als die vier Herren per Handy ihre Frauen nicht erreichen konnten, schauten sie selber nach und fanden im verblitzten Holzbau ihre Leichen. Die Männer werden psychologisch betreut.
Der Balte Georg Wilhelm Richmann, Hauslehrer in St. Petersburg und später Universitätsprofessor, untersuchte die elektrische Aufladung der Atmosphäre vor und während eines Gewitters mit Hilfe einer an seinem Haus installierten Eisenstange, an deren Ende ein von ihm selbst gefertigter Elektrometer installiert war. Als er während eines Gewitters am 26. Juli 1753 das Gerät ablesen wollte, schlug der Blitz in die Eisenstange ein und tötete den Blitzjäger. Der Vorfall erregte in Europa grosses Aufsehen und bestärkte die Gegner der Blitzableiter in ihrer Überzeugung von der Gefährlichkeit der neuen Technik. Dass ein Blitzableiter nicht nur in einen Tiefenerder, sondern auch in einen Fundamenterder münden muss, war damals auch dem Erfinder, Benjamin Franklin, noch nicht klar. Als Franklin nach der Unabhängigkeitserklärung nach Paris kam, um die gemeinsame antienglische Politik zu festigen, war er nicht nur Polit- und Technikstar, sondern prägte auch die Mode. Die Herren trugen mittels Kette geerdete Blitzableiterschirme mit sich, die Damen liessen die lichterlohe Hitze näher an den Kopf, wo sie im metallischen Hutband verschwinden sollte und über das rückseitige Silberkettchen zu Boden soll. chapeau paratonnerre
Wiliam Gilbert hatte über 100 Jahre früher nachgewiesen, dass Knoblauch gegen elektromagnetische Kräfte keine Wirkung zeigt. Der Glöckner, der gegen das Unwetter den Gottessturm läutet, wird durch sein Geläut vom Blitz zuTode gebracht, auch wenn er Kruzifix und Knoblauchkette umhat. Der Markus-Turm in Venedig wurde neun Mal beblitzt und verdonnert, bis dann ein richtiger Blitzableiter verbaut wurde, so Franklin. Riesenmammutbäume wurden dank regelmässig blitzverbranntem Unterholz und entsprechender Booster-Düngung so gross. In der griechischen Antike blitzte es, wenn Göttervater Zeus zornig war. Bei den Germanen Schlug Thor die Funken mit seinem Mjölnir. Mose streckte seinen Stab zum Himmel empor und der HERR ließ es donnern und hageln. Blitze fuhren auf die Erde herab und der HERR ließ Hagel über das Land Ägypten niedergehen. (Zitat ohne Fussnote) In Zentralafrika blitzt es besonders häufig. Dort findet man verglaste Röhrchen im Wüstensand. fulgurit
An einem 9. November, als sie ein Duo unter den Orangenbäumen spielten, da die Luft rein und der Himmel hoch und wolkenlos war, wurden sie jäh geblendet, gerieten bei einem seismischen Donnern ausser sich, und Dona Olalla sank vom Blitz erschlagen nieder, so der magische Realismus eines Màrquez.
Handysticks, Golfschläger
Die Zürcher Zünfte schafften ihren gesamten Schiesspulvervorrat, ganze 40 Tonnen, in den dreissig Meter hohen Geissbergturm bei der Winkelwiese. Am Abend des 10. Juni 1652 schlug der Blitz in den mittelalterlichen Bau. Die Explosion übersähte die Stadt mit einem Steinhagel bis weit über die Stadtmauern hinaus. Sieben Tote. Ein zwei Tonnen schwerer Verrucano flog über zweihundert Meter durch die Luft und blieb an der Nordost-Ecke des Chorherrenstifts liegen, wo der rote Abweisstein noch immer sich findet.
Drei Linienblitze schlagen gleichzeitig in die oberste Spitze des Eiffelturms. Unweit nebenan kehrt ein horizontaler Blitz seine Richtung um und verschwindet in einem Bogen. Die Fotographie stammt von einem Landschaftsmaler, Gabriel Loppé, aufgenommen am 3. Juni 1902, 21:20 Uhr.
Am Flughafen Philadelphia wettert’s im Dezember 1963. PanAm 214 wird im Anflug vom Blitz getroffen, entflammt augenblicklich und stürzt brennend ab. Alle tot. Die Treibstofftanks können besser geschützt werden, doch das Blitzgeschehen bleibt rätselhaft wie das Strahlstromband. Wenige Monate nachdem die Amerikaner ihre Flagge in den Mond rammten, startete Apollo 12 vom Kennedy Space Center in Florida. Nach 36 Sekunden erfüllt weisses Licht die Kapsel, die Mondrakete hatte mit seiner vorwitzigen Nase einen Blitz ausgelöst, der im Cockpit die Elektronik anzählte. Der Bodenkontakt ist weg und schon der nächste Blitzschlag, Navigation tot. Die Abschussrampe unten zuckte und funckte. Durchhalten. Der Kommandant Pete Conrad landete fünf Tage später sicher und wurde dritter Mann auf dem Mond.
Ein Wunder wird von der katholischen Kirche nur anerkannt, wenn verschieden Gutachen andere Erklärungen ausschliessen. Meistens sind es medizinische Expertisen zu Wunderheilungen. Spontanheilungen nach Fürbitten Heiliger. Ein vielleicht auch zufälliger Rekord verlangt zur Aufnahme in’s guiness book unabhängige Zeugen als Faktencheck. Zahlen sieht man nicht: Die Hauptentladung ist zugleich die kürzeste, sie dauert nur 30 µs. Ein Positivblitz aus dem obersten Wolkenbereich, häufiger im Winter und gerne mal 10 Kilometer lang, kann 400 Kiloampère stark sein. Täglich blitzt es über dem Erdball 20 Millionen mal. Kugelblitze sind Siliziumwolken, Phosphene oder Mikrowellenplasma, ein ionisiertes Rätsel.
Er starb unter mysteriösen Umständen im Alter von 71 Jahren, sechs Jahre nach seinem letzten Blitzunfall. Laut Richter beging er im Bett neben seiner 30 Jahre jüngeren Frau mit einer Pistole Kaliber 22 Suizid durch Kopfschuss, was diese jedoch erst Stunden später bemerkt haben will. 1942 sucht er als Forstarbeiter in einem Feuerturm Schutz vor dem Unwetter, der Blitz schlägt genau hier ein, ein Zeh ist weg. Siebenundzwanzig Jahre später fährt er in seinem Pickup durch eine Alle, der Blitz schlägt in einen Baum und springt auf die Gegenseite, durch seine offenen Wagenfenster. Jetzt sind die Haare weg. In den siebziger Jahren erwischt ihn der Blitz weitere fünf mal. Er sah nun aus wie ein beschriebener Ureinwohner. Die rasante elektrostatische Entladung lässt Lichtenbergfiguren, Verästelungen wie im Blut- oder Nervensystem, entstehen, als Verbrennungen und Vernarbungen auf der vom Blitz getroffenen Haut.
Der etruskische fulgurator deutete die Blitze zur linken Hand als günstig, wobei er nach Süden schaute. Der etruskische König Lars Porsenna konnte Blitze ebenso herbeirufen wie vor ihm Numa Pompilius, der sagenhafte König von Rom. Sein Nachfolger Tullus Hostilius wurde vom Blitz erschlagen, als ihm bei der Beschwörung desselben ein Fehler unterlaufen war. Ausserdem bezeichnet Puteal die runden oder viereckigen Einfassungen, mit denen die nun geheiligten Blitzmale (lat. bidentalia, Singular bidental) markiert wurden.
Vor knapp dreihundert Jahren gründete Jai Singh die heutige Metropole Jaipur in Rajastan. Er baute sich auch eine Anlage zur Beobachtung der Gestirne, das Jantar Mantar mit einer endlosen Treppe hoch zur Sternwarte. Da ganz oben standen zwei Dutzend Jugendliche und schossen vergnügt und ein wenig eitel Selfies, als ein Blitz einschlug und die Hälfte von ihnen auf der Stelle tötete.
An der Solothurner Hochzeit vereinigten sich für einige Jahre die vaterländischen, genossenschaftsorientierten Grütlianer mit den internationalistischen Sozialisten, blieben aber weiterhin ein selbständiger Verein. Zum Zentralfest im darauf folgenden Jahr im hochsommerlichen Winterthur wirbt ein Plakat, das die neue Ausrichtung vorstellt: Die junge Helvetia auf einem grossen Globus hält als beschämte Marianne in der linken einen Lorbeerzweig, in der rechten ein grünes Buch vor rotem Gewand mit den güldenen Lettern Carl Marx. Unterhalb ihrer Scham stehen Musen der Malerei und Literatur in hellem Gewand, flankiert von Landwirtschaft und Industrie, die Farben der weiblichen Arbeitskleidung vertauscht. Der Hintergrund nachtdunkel, in den supraglobalen Sphären Kriegselend, Ketten und explodierende Goldsäcke. Verbrannt und vernichtet durch die marxistischen Blitze des historischen Materialismus, der logisch zwingenden Überwindung des Kapitalismus.
Als die Junioren B aus Abtwil ihr Heimspiel gegen die Münsterlinger austrugen, herrschte vor dem Anpfiff eine geladene Stimmung. Es galt Revanche zu nehmen, die Knaben nannten sie blutig – beim Auswärtsspiel konnten sie den frühen Rückstand einfach nicht mehr wettmachen. Die Spannung erhöhte sich, als Trainer Alain in der Kabine bei einem Sieg Pizza versprach, gespendet vom Club. Nun galt es, das Beste auf den Rasen zu bringen. Der war feucht, es hatte genieselt. Der Himmel dunkel verhangen, das Kunstlicht war an, beinahe windstill. Nach dem Anpfiff, begleitet von einem fernen Donnergrollen, stürmt das Heimteam los und mach mächtig Druck. Ein erster Torschuss kann vom Gegner noch knapp abgelenkt werden. Nun stehen alle nervös vor dem Tor und wollen die Flanke aus der Ecke. Da kracht’s und gleissendes Licht zuckt um den Elfmeterpunkt. Die Trainer sehen, wie Blitze über das ganze Rasenfeld springen. Die Scheinwerfer sind aus, es raucht. Nur wer mit geschlossenen Füssen dastand, blieb stehen. Sechs eigene, sieben Gegner liegen am Boden. Der Münsterlinger Captain ist bewusstlos.
Der Säntis ist oft Auslöser für Gewitter in der Region. So auch in diesem Fall. Der Laser-Blitzableiter auf dem Säntis ist ein EU-Forschungsprojekt. Tausend Laserpulse pro Sekunde ionisieren die Luft und lässt durch einen künstlichen Blitzkanal die Himmelsenergie herleiten. Kommerzialisiert wird die Technologie, wenn die hohen Laserstrahlen ein ganzes Flughafengelände blitzfrei halten können. Blitzenergie zu speichern scheitert am gedanklichen Experiment. Aitiologie als Ursachenergründung wird in der Medizin methodisch nach correlatio untersucht, dann wird die contributio abgeschätzt, dann nach der causa gewertet. In der Literatur und der Religionswissenschaft meint aitiologisch ein Narrativ, das die Ursachen glaubhaft erzählt.