Das Alpha privativum, das griechische Präfix mit seinem lateinischen Grammatikumhang, nihiliert den daran angewachsenen Wortstamm. Weniger radikal als die teilchenphysikalische Paarzerstrahlung, der Annihilation. Die Gegensätze bleiben dominant. Im Deutschen entspricht ihm die Vorsilbe un, in Latein in. Sanskrit und Altgriechisch haben identische Lautbildung, aber verschiedene Buchstaben und Schriften. Das ist nicht nur abnormal, sondern anomal. Darum hat man das indogermanische Zeichen- und Sprachsystem erfinden müssen. Der Gegensatz von zuviel und zuwenig Tagesgästen auf Capri und Anacapri, deren Bürgermeister gleichaltrige Cousins, wird dialektisch durch ein gemeinsames Millionenprojekt durch Ausgleich zu lösen versucht: Eine zweite Seilbahn auf den Monte Solaro. Diefenbach, der Urvater der Alternativbewegung, starb hier an einem Darmverschluss. Maxim Gorki schrieb hier seinen Roman Die Mutter. Die Einsiedelei Santa Maria a Cetrella befindet sich etwas unterhalb des Gipfels des Monte Solaro, genau auf der Klippe über Marina Piccola. Da capo a capri al fine. Alpha intensivem, capresa.
Der erste Band des Grossen vollständigen Universal-Lexikons aller Wissenschaften und Künste – das in Leibniz personifizierte enzyklopädische Wissen war schon einige Jahre zuvor verloren – erschien im gleichen Jahr, als Squirt auf einem schottischen Pferdezuchtbetrieb geboren und für gut befunden wurde. Das damalige Wissen in Europa wird im schliesslich fast fünf Meter ausfüllenden Universallexikon umfassend zur Darstellung gebracht, über zwanzig Jahre entlang in Folio-Bänden an die Subskribenten ausgeliefert. Die vollständige Aufklärung der lesekundigen Wissensdurstigen und Nichtlateiner im Lieferservice. Die Herausgeber hielten ihre Autoren und Scriptoren, denen Plagiat und Geltungssucht vorgehalten wurde, bis zum Schluss geheim und entwickelten neben der alphabetischen Ordnung und der thematischen Klassierung ein Verweissystem wie ein Wiki. Auch hier öfter mal 404 not found. Leibniz‘ Schriften sind noch heute – nach über 40 Bänden – nicht fertig publiziert. In seiner Metaphysik wurzelt die marxistische Dialektik als Theorie des Gesamtzusammenhanges. Zu guter Letzt publizierte das Universal-Lexikon auch Beiträge über lebende Personen und rief ihre Leserschaft zum Einsenden des neusten Wissens ein, bevor das Geschäft nach einem Dutzend Supplementbänden liquidiert wurde. Unter Pferdezucht (im letzten Band X-Z) war fortan zu lesen, dass Squirt mit 54 Stundenkilometern über 6 Kilometer Distanz das schnellste Rennpferd aller Zeiten sei. Squirt, ob der Name eine Anspielung ist auf die Frau von Textilunternehmer und Rennstallbesitzer John Bartlett oder den Zuchthengst Bleeding Children charakterisiert, ist ungeklärt, wurde dank seinem Rekordtempo als Landbeschäler zur Zucht eingesetzt. Unter den Nachkommen, die Squirt auf dem Gestüt von Sir Harpur zeugte, zählt der Hengst Marske, aus dem dann das Ausnahmepferd Eclipse hervorging, am Tag der Sonnenfinsternis. Eclipse war so schnell, dass die anderen Rennpferde nicht mal rangiert wurden, sondern unter ferner liefen deklassiert wurden, so dass niemand mehr auf ein anderes Pferd wetten wollte und das Wettgeschäft nur durch Entzug der Rennzulassung gerettet werden konnte. Sein epochaler Rekord wird mit 71 Stundenkilometern über gut 7 Kilometer und 6 Minuten hinweg verbucht. Diese Geschwindigkeit entspricht etwa dem heutigen Rekord über kürzere Distanzen. Der Rennausschluss befeuerte die Karriere des Eclipse, dem Mass aller englischen Zuchtanstrengungen, als Landbeschäler. Seine Schädelschale und das Gerippe sind im britischen Museum in Newmarket.
Er war Nachfahre in männlicher Linie der vierten Generation von Darley Arabian, dem Stammvater fast aller englischen Vollblüter. 1702 kauft der Textilhändler Thomas Harley in Aleppo einen Araberhengst und schmuggelte ihn trotz striktem Exportverbot nach Alibi Park. Die wichtigste Transaktion in der Pferdezucht war Darleys Pension. Seine Rettung. Schwarzgeld aus dem Libanon? Mark Pieth beschwichtigt. Die Abstammungslinie eine Pferdes wird jeweils mit drei Hengsten beschrieben: Vater, Vater der Mutter, Vater der Grossmutter mütterlicherseits. Die Stuten dominieren sowohl die Ontogenese der Nachkommen wie auch deren Charakter und Sozialverhalten. Auch der Rang in der Herde wird durch die Mutter vererbt. Weil aber die Stuten selten werfen dominieren die Hengste die Zuchtlinien.
Die Telegonie hat Aristoteles erfunden und überzeugte damit Darwin. Letzterer weiss von einer braunen Araberstute, die einmal mit einem Quaggahengst gedeckt wurde und in Folge nur noch Fohlen mit Zebrastreifung warf. Die Mendelschen Gesetze machten die Telegonie obsolet, doch heue weiss man, dass im Ejakulat seminale Proteine erscheinen können, auf die Eizellen zu reagieren vermögen. Für viele Rassenzüchter gilt, dass eine reinrassige Stute, die einmal ein Fohlen zur Welt bringt, dessen Vater nicht reinrassig ist, nie mehr ein reinrassiges Fohlen gebären kann. Die Römer haben aus einem Eselhengst und einer Pferdestute den mulus (das führt auch zum Mulatten) gekreuzt: Mulis verbinden die besten Eigenschaften von Pferd und Esel miteinander. Sie sind trittsicher und ausdauernd wie ein Esel und kräftig und mutig wie ein Pferd. Dabei sind sie weniger temperaturempfindlich und in gesundheitlich besserer Kondition als Pferde. Mulis sind im Allgemeinen charakterstarke Tiere mit einem sehr guten Gedächtnis und hoher Intelligenz. Gleichzeitig sind sie zäh und mutig und geraten nicht so schnell in Panik wie Pferde. Das Vertrauen des Tieres zu gewinnen ist allerdings noch schwieriger als bei Esel oder Pferd. Eine gute Erziehung mit konsequentem Durchsetzungsvermögen und liebevoller Geduld ist sehr wichtig, damit das Tier den Menschen als Leittier anerkennt. In umgekehrter Kreuzung geht die Sache schief: Der Maulesel ist störrisch, träge, sieht aus wie seine Eselmutter, nur etwas hässlicher. Diese Hybriden können sich nur als Zugtiere nützlich machen. Die Zebroiden – Mutterpferd, Zebravater – haben von der Mutter ihre Pferdeschönheit, dazu vom Vater holographische Zebrastreifen, die ständig ihre Form und Farbe ändern.
Reitpferde im Grab der Kriegerin von Birka, dazu ein Schachspiel. Freydis Eriksdottir! Hunnen, Mongolen, Kriegspferde. Keine Leichenreden, kein Totenjodel, nur Kriegshandwerk als Existenzgrundlage mit Zusatzbeute. Als Dschingis Khan 1227 gestorben war, wurden alle Lebewesen in seiner Umgebung, inklusive die Begräbnisgesellschaft von zweitausend Menschen, getötet. Die Grabstätte ist ein Geheimnis und für immer ungelöst. Das Mongolenreich, einst in kleinstämmiger Anomie, das bei seinem Tod die doppelte Fläche des heutigen China hatte, wuchs zum grössten Weltreich in der Menschheitsgeschichte. Dschingis Khan zeugte mit einer Vielzahl von Frauen zahlreiche Kinder, und mehrere seiner Söhne und Enkel führten das so weiter, so dass heute weit über ein Dutzend Millionen Männer den grossen Kahn zum Stammvater haben. Die Töchter konnten nicht mithalten in der Anzahl. Der Mongolenkaiser beanspruchte in den Vernichtungskriegen gegen Nachbarvölker alle Beute und verteilte sie strikt nach militärischer Leistung (Anzahl getöteter Fremder). Die Armee ist im Dezimalsystem über vier Potenzen und Hierarchiestufen organisiert, der Kern eine riesige persönliche Garde, die meisten Söhne der Offiziere und Stammesführer. Die Mongolen entwickelten aus verschiedenen Materialien den Komposit-Reflexbogen mit gewaltiger Durchschlagskraft und grösserer Reichweite. Im Köcher steckten unterschiedlichste Pfeile, auch solche mit tödlichem Schlangengift, und die feuerten sie mit dem beringten Daumen nach vorne wie nach hinten ab, auf ihren schnellen Kriegspferden. Sie konnten sich auch von Stutenmilch und -käse ernähren; ihr Nomadenleben hat die Laktoseintoleranz überwunden. Sie umzingelten den Feind nie ganz, verfolgten aber den Rückzug so lange, bis der letzte tot war. Sie mixten vor der Schlacht Eiweiss-Powershots, mit Trockenfleischpulver. Und errichteten Gebäude aus den Gebeinen der Feinde. Die Elitekavalleristen tragen mehrere Lagen Seide als Panzerung. Zitathaftigkeit aller Existenz. Delicately dedicated. Eine venezianische Kanonenkugel lässt das Parthenon explodieren, weil darin Munition gebunkert ist. Die Kanonade von Valmy, ein nicht durchgefochtenes Artillerieduell: Hoch die Revolution. Der Industriealisierungsschub im ersten Weltkrieg war das Aus für alle Kriegsreiter und Ritter, nur Ketten und Eisen blieben. Die Atombombe auf Hiroshima war das Ende aller Ritterlichkeit. Der Bundesrat irrt, wenn er das UNO-Atomwaffenverbot nicht ratifizieren will, mit der Argumentation, dass damit die Bemühungen um schrittweise Begrenzung dieser Wahnsinnswaffen entwertet würden: Das steht in seiner Macht.
Wunderbar, wie das rätoromanische pacific schmeichelnd um sich greift und sich vermehrt, ohne viral zu gehen.