Daimon Philomania & Furor Amantis

Darin liegt die Würde des Menschen, dass er frei sei in seiner Gesinnung. Dazu hat ihm Gott das Gewissen gegeben. Mit solchen Sätzen provoziert Pierre Abaelard die Kirchenoberen, die das ihrige und alleinige Vorrecht, zu entscheiden, was gut, was böse ist, bedroht sahen. Abaelard lebt um das Jahr tausendundeinhundert als theologischer Reformator und dialektischer Kreuzritter. Als Student und Rittersöhnchen legte er sich mit dem Philosophie-Lehrstuhl in Paris an, auf dem der Bischof sass. Er lieferte ihm Rededuelle im Hörsaal, die den kirchlichen Philosophenkönig bis auf die Unterwäsche ausgezogen und blossgestellt haben, so dass die Mehrheit der Kommilitonen gleich an seine improvisierte Freiluft-Schule ausserhalb Paris wechselte, als Abealard Rede- und Lehrverbot in der Hauptstadt erhielt. Aber er darf bald wieder zurück, er hat unterdessen auch Anhänger am Hof. Nun sucht ein Kanoniker namens Fulbert den besten Hauslehrer für sein Ein und Alles, die junge Heloise, seine wunderschöne Nichte aus bestem Landadel und blitzgescheit. Später sitzt unter den Studenten auch sein Sohn, den er seit der Geburt nicht mehr gesehen hat, beide sich aber gegenseitig erkennen, ohne in Gesprächen je persönlich zu werden.

Abaelard und Heloise verlieren sich im Paradox dialektischer Vorstellungskraft und elektrischer Fliesskraft; ihre Liebe steht sofort unter verschränktem Absolutheitsanspruch und der Unmöglichkeit dieser Wirklichkeit. Glück. Das ist es. Philosophie und Theologie: Nichts als dämonische Hoffahrt und vergebliche Mühe zu wissen, was man nur dann weiss, wenn man’s mit den Sinnen begreift und liebt. Das ist’s: Lieben! 

In seinem eigenen platonisch-aristokratischen Liebeswahn bemerkt Fulbert die reale Intimität der aristotelischen Lehrbeziehung erst kurz vor der Niederkunft der Leibesfrucht. Pierre lässt sie in seiner Herkunftshofburg in Sicherheit bringen und sucht eine Einigung mit dem Bezahlonkel, indem er die Legalisierung der heimlichen Schwängerung durch nachträgliche Heirat anbietet. Sie aber wollte ihm ganz Weib sein, lieber als seine Hure denn als Ehegattin, weil das seiner beruflichen Lehrtätigkeit und Karriere hinderlich wäre. Abaelard vereinbart mit Fulbert, dass die Heirat geheim bleiben würde. Eloise gehorcht und heiratet in Paris, ihr Sohn, benannter Astralabius (Sternengreifer) wächst bei der Tante auf. Er weiss nichts über seine Abstammung, bis er seinen Philosophielehrer als Vater erkennt. Eloise gehorcht ihrem Liebsten wieder, den sie mehr fürchtet zu verlieren als Gott: Und geht ins Kloster. Fulbert wird vom Fuchsteufel befallen und bezahlt Knechte, die Abaelard festbinden und entmannen. Und ja, die Geschlechtsteile werden nicht wie in antiken Religionen in die Gemeinde geworfen, sondern gleich dem kläffenden Hund verfüttert. 

Wir assen beide vom Baum der Erkenntnis, und unsere Erkenntnis ist dialektisch, schreibt Abaelards Sohn später seiner Mutter, so erzählt Luise Rinser. Aber diese war jung in Adolf Hitler verknallt, hatte mit Schnell ein eheliches Kind, dazu ein uneheliches, heiratete dann einen schwulen Kommunisten, dann einen Komponisten, verfolgte das zweite vatikanische Konzil aus ihrem Römer Domizil, wurde Linkskatholikin und schrieb diesen Satz im Alter von neunundsiebzig Jahren. RIP

Jeder Lehrsatz kann durch präzise Begrenzung seines Geltungsbereiches wahr bleiben. Ob ein Begriff an bestimmter Stelle ein- oder mehrdeutig aufgefasst werden muss, bleibt unentschieden. Auch Sätze in Form von Tatsachenbehauptungen sind auf andere Bedeutungsebenen zu befragen und um eine dialogische Dimension zu erweitern. Abaelard war der schärfste scholastische Methodiker; er geht ins Kloster, lehrt weiter, deckt den Fehlglauben an den Klostergründer Dionysius Areopagita mittels philologischer Textanalyse auf: Das Kloster wurde ein paar Jahrhunderte später durch jemand anderes gegründet, nicht durch den Schüler des Apostels Paulus. Das Kloster lebt vom falschen Glauben der Pilger, Abaelard fliegt raus und unterrichtet wieder in einer Freiluftschule bei seiner Einsiedelei, er ist jetzt der Peripathetiker des Paraklet (Aristoteles vom heiligen Geist). Dann lässt er sich irgendwo zum Abt wählen (er ist der erste vernunftgetriebene Klostermanager und wird dementsprechend von seinen Mönchen beargwöhnt), übergibt die Schule an Heloise, die daraus ihr eigenes Kloster macht. Dort ist er Berater und sie küssen sich heimlich. Liebte er Ideen oder Wirklichkeiten? Oder sind das wirkliche Ideen? Abaelard landet schliesslich in einem klösterlichen Irrenhaus, zieht sich in 1 Turmzimmer zurück und schreibt nurmehr in Geheimsprache und -schrift. Orthodoxe Juden kastrieren auch keine Tiere. Die Figur: Ich rede als meine Wahrnehmung.

Die Nazis haben mit Röntgenkastration an ihrem Menschenvieh herumexperimentiert. W.C. Röntgen verzichtete auf Patentierung, weil er die möglichst rasche medizinische Anwendung, die Durchleuchtung der Lunge, nicht behindern wollte. Chiel, ein jüdischer Pragmatiker aus Galizien sollte später das Röntgengut kaufen, das nachher in Loorengut umgetauft wurde, dem Flurnamen gemäss und fünf Hektaren gross und nur im leicht abfallenden Süden ohne angrenzenden Wald. Mit vierundzwanzig gebar ihm seine spätere Frau Frieda ein Töchterchen. Vor den Kindern brüstet er sich damit, alleine auf die Hochzeitsreise nach Venedig gefahren zu sein, ohne sie. Josef Moritz wird geboren. Die junge Familie zieht in das sichere Wien, Chiel arbeitet für eine Bank und wird, nachdem er ein solches Geschäft auf fremde Rechnung getätigt hat, selbständiger Filmproduzent. Heini kommt zur Welt. Chiel verliebt sich auf Geschäftsreise in Lemberg in die blutjunge Bertha und zieht mit seiner Familie in unmittelbare Nachbarschaft. Zufällig ziehen beide Familien nach Wien, zweite Begegnung. Zufällig ziehen beide Familien weiter, nach Zürich. Er wird ihr Klavierschüler, um sie zu sehen und zu riechen und manchmal ihre Hände auf seinen zu spüren, wenn er sich hilflos gibt. Er stellt Berthas jüngeren Bruder in seinem Büro an, der dafür Geheimtreffen deckt. Sieben Jahre lang. Und nochmals sieben Jahre lang. Dann die Leibesfrucht. Frieda willigt nicht in die Scheidung ein. Bertha geht nach Ungarn und dort eine Scheinehe ein, mit einem Arzt auf Morphium, dort kommt Karl zur Welt. Dann die Nachricht vom unerwarteten Tod ihres Vaters, so dass sie zurück nach Zürich zu ihrer Mutter fährt. Chiel und Frieda werden im zweiten Anlauf zusammen mit den ehelichen Kindern eingebürgert. Nun nimmt Frieda den jüngsten an der Hand und zieht nach Lugano, die Scheidung wird vollzogen. Bertha löst ihre Scheinehe auf und sie werden Ehegatten. Er ist weiterhin rund um die Uhr auf Geschäftsreise, sie begleitet ihn in der mondänen Geschäftsaristokratie. Der kleine Karl wird von einer Nanny grossgezogen und erhält 1 englische Muttersprache. 

Marion geborene Röntgen verkaufte das vor zehn Jahren neu angelegte, englisch anmutende Landgut, weil sie die Familiengeschäfte an der amerikanischen Westküste ausbauen wollten. Chiel war unterdessen als Direktor der bayrischen Lichtfilmgesellschaft und selbständiger Filmproduzent zu viel Geld gekommen, er kaufte für Bertha das Röntgengut und für sich das erste Kino in Zürich, das Radium. Bertha beauftragt Pariser Innenarchitekten und verleiht dem Interieur den Charme absolutistischer Höflichkeit und aufgeklärter Bourgoiesie. Das Loorengut passt eigentlich nicht nach Zürich, bemerkt das Hochbaudepartement. Im Bedienstetenhaus wohnen mehr Personen als im Herrenhaus. Nach zwei Jahren home-schooling durch die Nanny, winters in St. Moritz, kommt der Jüngste, Karl, in die dritte Primarklasse der Volksschule und hört erstmals Schweizerdeutsch. Er lernt schnell und ist rasch integriert. Manchmal fährt ihn Mama im Zwölfzylinder-Maybach vor das Schulportal, manchmal kommt er barfuss wie die anderen Jungen, die Schuhe auf dem Weg deponiert. Karl verknallt sich in eine Mitschülerin. Fasst sie beim Besuch der Landesausstellung an; Mobilmachung. Die Familie geht mit viel Gepäck und einem Koffer voller Geld und Wert via Portugal nach Rio, die Nanny zurück nach Englang. Karl lernt seine Eltern kennen. Er wird nun Charles gerufen, lernt Portugiesisch und wird in einer Missionarsschule unterrichtet. Bertha gebiert ein weiteres Kind, Chiel adoptiert bei dieser Gegelenheit Karl. Rösli, das Dienstmädchen, das auf das Loorengut aufpassen sollte, nimmt sich das Leben. Nach Kriegsende kommt die ganze Familie zurück nach Zürich-Witikon, Karl besucht das Gymnasium. Nun machen seine Eltern Winterferien in Rio und der Gymnasiast schwängert eine Hausangestellte aus dem Südtirol, die zurückzieht und eine Abfindung bekommt, bevor die nun Zwölfjährige ihren Vater sucht. Karl studiert Medizin, zusammen mit Fredi Gilgen, der ihm später ein eigenes Institut übergibt. Nach dem zweiten Propi gibt er im Loorengut eine Party, tanzt wild und wirft sein weinbeflecktes Hemd in das Kaminfeuer. Er verliebt sich in die Tochter eines Basler Missionärlers, Sigi. Er doktoriert, macht Zweitstudium Chemie, seine Mutter versucht ihn mit einer Rabbiner-Tochter zu verkuppeln, die ihm ganz gut gefällt und die er heimlich ausführt. Noch ein Doktortitel. Die Einbürgerungskommission will wissen, wie man so jung Vater wird. Die herrische polnische Grossmutter stirbt im Herrenhaus. Der Rabbiner-Tochter verwehrt er das Eheversprechen und sie zieht nach Antwerpen. Sigi wird schwanger, Karl bekommt eine wissenschaftliche Stelle in New York, die beiden heiraten. Noch zwei Kinder, Karl immer in seinem Forschungslabor, ausser Sonntag Nachmittag. Wegen der Kinder kommen sie wieder nach Zürich, Karl erhält sein Institut beim Milchbuck, die junge Familie einen grossen Neubau gleich gegenüber dem Familiengut. Mondlandung. Die ganze Woche wird im Institut von allen sehr lange gearbeitet, am Samstag ist Teamsitzung. Die Rabbinertochten in Antwerpen sieht den Zeitungsartikel über Karls Professur. Juliette ist dreifache Mutter. Die beiden Treffen sich in Zürich und wieder ereignet sich der furor amantis. Karls Vater reisst sich auf der Intensivstation die Schläuche aus den Venen. Juliette umschwärmt den nun auch erfolgreichen Unternehmer und Karl baut ihr ein Haus neben dem Loorengut. Das geht zehn Jahre so, dann wechselt er seine Heimbasis. Mutter Bertha stirbt, Karl übernimmt das Herkunftsgut, heiratet wieder und zieht mit Juliette dort ein, die daraus ein Kunst- und Design-Wesen macht. Nun hat er seine Begleiterin für Forschungaufenthalte in London und Florida. Ausbleibt für einmal die Leibesfrucht. Das Tor zum Loorengut steht weit offen, ein Namensschild fehlt.

Wir Kuponschneider

Die Menschheit ist dem Kindesalter entwachsen, sie braucht keine Geschichten mehr. Hier wird nicht erzählt, sondern gehandelt. Keine Endzeitgeschichte, ein Neuanfang.

Mal regieren die einen, mal die anderen. Demokratische Spielregeln zur Entscheidfindung sind unabdingbarer Ausgleichsmechanismus für die Entwicklung menschlicher Gesellschaft. Natürlich kann man die Mitwirkungsrechte noch etwas ausbauen und dezentralisieren, aber daran liegt es nicht. Wir haben das mit unserer Bundesregierung perfektioniert. Das Rotationsprinzip macht das Präsidialamt zum Moderationsjob, kein suspekter Herrschaftsanspruch möglich. Ein Stabilitätspakt gegen Willkürherrschaft. 

Hab mir einen Feierabend-Drink gemixt: Limettensaft, ein paar Tropfen Passionsfruchtsirup aus der Teisseire-Metallflasche, junger Havanna-Rhum, 1 Eiswürfel aus Fever-Tree Indian Tonic Water (incl. natural quinne). Der Text Café de l’heure bleue muss warten, das wird dann die Stunde von Chartreuse verte. 

Natürlich leben wir in der besten aller möglichen Welten, im Grundsatz hat Leibniz recht. Aber die seither anhaltende Aufklärung hat ebenso recht, wenn da reale weltliche Mängel benannt werden. Die Geschichte unseres geliebten Abendlandes hat Schönheitsfehler. Wir brauchen kein neues Betriebssystem; wir brauchen nur die angealterten bugs fixen.

Bin gestern einer Lesegruppe dialektische Philosophie, Epizentrum Wien, beighetreten. Doch doch, dieses gehauchte ‘h’ ist besonders gefährlich. Nägelis Vater äusserte diesen letzten Laut, bevor er verschied. Ja, ich rede von Christian Krachts Buch ‘Die Toten’, mit Schweizer Buchpreis. Lustig verwirrte Trailer-Literatur. Lese weiter, hab auch den ganzen Heimkehr von Hürlimann durch. Etwas langfädig mit vielen Wiederholungen, aber toll, wie sich die Identität selbst regeneriert. Der vormalige Guru der marxistischen Zürcher Schule Literaturtheorie entlarvt ihn: Vokabular der neuen Rechten, Paushalisierungen (sollen wir das c nachliefern, oder ist das opportunistisch?): mafiöse Italo-Machos, serbischfiese Yugos, schwarze Lümmler. Bin aus der Lesetruppe desertiert, den Marxisten entfolgt. Kwatsch aus der Kwarantäne.

Da gibt es eine Art Virus im Betriebssystem, ein Logarithmus statt einer an das Fundament gebundenen Wachstumslinie, das eisige Schneesturmsystem des Zinseszinses, der teuflischen Ausgeburt der heuchlerischen Ökonomen-Orthodoxie. Kein Kirchenvater hat sich bisher für die kleinlaute Aufhebung des jüdisch-christlichen Zinsverbotes entschuldigt, aber wenn wieder ein europäischer Papst den Petrus macht wird es ihm bestimmt einfallen. 

Es ist nicht das Privateigentum an den Produktionsmitteln oder der freie Markt als Regulator, sondern der Zins ist der kapitale Käfer im System. Den Zins kann man per Gesetz verbieten, aber schöner wäre natürlich die Zinsfreiheit neben den anderen Freiheitsrechten in unserer Verfassung festzuschreiben. Mit der Abschaffung des Zinsdienstes auf Finanzwerten würden die Wert- und Marktkurven flacher, wieder näher an der Bevölkerungsentwicklung und der Wirtschaftskraft. Alle zahlen langsam ihre Schulden zurück, ohne Zinsen, und dann sind wir alle zins- und schuldenfrei. Eine Verlangsamung des Wachstums tritt ein, was ja eigentlich alle wollen. 

Eine politische Idee kommt aus dem Lebensstil von Menschen. Wer zins- und schuldenfrei lebt, wird entschleunigt und erlebt eine organische Erweckung. Er hat immer genügend Geld dabei, um keines borgen zu müssen, sondern andere einladen kann. Vielleicht nutzt er gelegentlich eine Gratis-Kreditkarte, aber nutzt sie dank Vorausdepot als Debit-Karte. Eine Zinszahlung an diese kleingeistige Geldgier wäre peinlich und unehrenhaft. Er will kein Wohneigentum, solange er es nicht selbst bezahlen kann. Doch über Mietwohnung und Altersvorsorge stehen wir alle unter dem Zinsregime, infiziert vom moral hazard. Wird dauern, bis alles sauber ist. Da braucht es bestimmt Übergangsbestimmungen.

Geldgier und das Zinsdenken fussen tiefer. Wir müssen den Boden vergesellschaften, um den Zins als Nachfolger des Zehnten zu verbannen. Der Boden muss durch den Staat verwaltet werden, Nutzungsrechte und Abgeltungen politisch ausgehandelt werden. Möglichst dezentral. Unser Staat soll nicht nur auf saubere Luft und sauberes Wasser achten, sondern auch auf eine saubere Bodenpolitik. Mit diesen beiden updates im Betriebssystem sollte der Klimawandel eigentlich gestoppt sein. 

Wenn der Staat in Zukunft unseren Boden zum Gemeinwohl bewirtschaftet und ein neues Standbein für seine Finanzierung erhalten hat, kann das politische Wirken auf weitere System-Bereiche verstärkt werden. Vorab hat sich der Staat um die medizinische Versorgung der Bevölkerung in eigener Regie zu kümmern. Betriebswirtschaftliche Renditerechnungen haben in privatwirtschaftlichen Gesundheitsbetrieben oberste Priorität; das ist falsch, auch lächerlich und peinlich. Der Markt ist da, das staatliche Angebot auf Effizienz-Kurs zu halten und zu ergänzen, das ist alles. 

Adidas hat seine keuschen Töchter und strammen Söhne angewiesen, keine Miete mehr zu bezahlen. Diese Fremdkosten bedrohen die Dividendenausschüttung an die Eigentümer, das wird bald im Blick stehen. Das Volk findet das Scheisse (so sagen die auf Twitter). Die UBS plant trotz Mahnungen des Bundesrates Dividendenausschüttungen. Moral hazard? Die Dividendenjäger haben Jagdverbot. Jawohl, dieses Geld, eine Art Zins auf Anteilsscheinen, gehört eingezogen. Wir haben ja gerade ausserordentliche Ausgaben in dieser Höhe. Es macht Sinn, von allen Anteilsgesellschaften eine Sondersteuer in der Höhe der letztjährigen Dividendenausschüttung zu verlangen, statt die Sondermassnahmen durch weitere Staatsverschuldung zu finanzieren. Der Bundesrat muss das Notrecht in einer langfristigen Perspektive nutzen. Und wenn das Parlament wieder mal Zusammentritt, soll die Kostenmiete für alle geltend gemacht werden.

Da hatten wir diese christliche Revolution, neue Gott-Mensch-Relation, Subjektivität, Kollektivität, eine neue humane Identität für unser abendländisches Rundumsmeer. Dann die vollmundige französische Revolution mit der individuellen Freiheit, der Gleichheit und der heute einvernehmlichen *Geschwisterlichkeit (Wo gehört der Stern hin, an den Himmel!). Dann die sozialdemokratischen Werte Demokratie, sozialer Ausgleich und Regelung der Marktwirtschaft. Und da haben wir uns dann nach den Kriegen eingerichtet und niedergelassen. Und darüber ist der zinsbasierte Globalkapitalismus gewuchert. Vorsicht, der Begriff ist politisch neurechts.

Wir sind gerade daran, den Staat als gemeinschaftliche Wirtschaft und territoriales Ordnungsprinzip neu zu erfinden, den Föderalismus dezentraler neu zu beleben, das Fundament unseres Wirtschaftens zu verstärken, einigen ökonomischen Unsinn wegzulassen. Lassen wir die Flugzeuge in den musealen Flughäfen, die Jungen können mit dem Fahrrad um die runde Erde und sich in den Hangars treffen. Man muss erleben, was man sagt. Beim Schreiben reicht die Vorstellung.

Der Richter darf nicht einfach dem Experten folgen, sondern muss diesen so lange befragen, bis er das Problem selbst geistig durchdrungen hat. Die Politik darf nicht einfach den Richtern vertrauen, auch nicht der Staatsanwaltschaft. Die direkte Demokratie darf das Notrecht nicht einfach dem Bundesrat überlassen. Jetzt machen wir eine Notinitiative: Zinsfreiheit. Gemeineigener Boden. Wer macht das schönste Plakat für zweimal Ja? Wenn wir das System hochfahren, laufen die Programme wieder richtig. Hissen wir die weisse Flagge, wir sind schwanger, aber unbefleckt.