Nach Ansicht mancher Forscher lassen biologische Vorgänge beim Orgasmus Rückschlüsse auf das Sexualverhalten der Frühmenschen zu. So gibt es über die für einen Teil der Frauen erlebbaren multiplen Orgasmen anthropologische Erklärungsversuche, die von der Annahme ausgehen, dass sich frühmenschliche Weibchen üblicherweise während der Ovulation mit mehreren Männchen paarten. Der Eisprung wird zum Evolutionsvorteil genutzt, indem die verschiedenen Spermien ihren Fitnesstest durchführen. Geblieben ist das weibchentypische Orgasmusverhalten. Für den Eisprung wurden Coitomimetische Stimuli sekundär.
Das Schreien ist jedoch nicht zwangsläufig ein Anzeichen eines Orgasmus, es könnte auch Schmerz ausdrücken, der durch den bedornten und mit Widerhaken besetzten Penis des Katers verursacht sein könnte. Die Ovulation beim Kätzchen aber ist durch die Penetration mechanisch induziert.
Laut Elisabeth Lloyd und Donald Symons ist der Orgasmus der Frau keine Evolutionäre Anpassung, sondern ein evolutionäres Nebenprodukt, ähnlich der männlichen Brustwarze (was haben die beiden miteinander zu tun? Das einzige evolutionäre Nebenprodukt ist Religion). Seilschaften sind den Männern wie Netzwerke den Frauen.
Anstatt mit einer Ejakulation kann der männliche Orgasmus mit einer Injakulation verbunden sein, die sich als sexuelle Kunstform bereits in den altchinesischen Schriften des Daoismus findet und in unserer Zeit als Methode zum Erreichen männlicher multipler Orgasmen propagiert wird. Im Büro ist das besonders schwierig.
Frühe westliche Forscher dachten noch, zur Empfängnis wären zwei Orgasmen nötig. Mit der richtigen Erkenntnis aber, dass nun doch einer ausreicht, hat die Aufklärung den anderen wegrationalisiert. Die männliche Form des Höhepunktes als Gipfelstürmerei mit anschliessendem base jump wurde Norm. Orgasmus ist mehr Empfangsbestätigung, wobei die Empfängnis dahingestellt bleibt. Die Empfängnisverhütung hat den Orgasmus blossgestellt und Onan verhöhnt. Onan sollte auf Geheiss seines Vaters zu Tamar, der Witwe seines Bruders Er, um dem Verstorbenen Nachkommen zu zeugen. Sie empfing ihn und sie überliessen sich dem Liebesspiel, bis Onan sein Glied aus der Scheide zog, sich neben der Liegestatt aufrichtete und mit den Händen zum Himmel seinen Samen auf den Fussboden tropfen liess. Der Gott der Genesis bestrafte ihn durch Tötung. Tamar aber ging zum Schwiegervater, der sie schwängerte und zur Ahnfrau Jesu machte.
Liv Strömqvist: Der Ursprung der Welt. Eine Kulturgeschichte der Vulva. Slavoj Zizek ist gegen diese Entmystifizierung der Vagina, schreibt die junge Welt am 1. Mai. Der Natur nach haben beide recht. Das Marignano des Maskulismus (Maskulinismus gibt es nicht; falsche Wortbildung:) war die Unterwerfung unter die feministische Forderung nach dem Sitzpinkeln. Damals hätten die Männer die Einrichtung von Urinalen in geschlechtsgemischten Privathaushalten durchsetzen müssen.
Es gibt sie, die Angst des Mannes vor der weiblichen Sexualität. Das wird schnell mal zum Problem der Frau. Die Philosophin Svenja Flasspöhler fordert Frauen deshalb auf, ihre Sexualität frei zu leben, nur sich selbst und dem Gegenüber gehörend. Warum nicht die Initiative ergreifen und verführen? Philosophisch spricht nichts dagegen. Untenrum frei, obenrum nicht, wirft Stokowski ein, doing gender steckt in unserem Körper, egal welchen Geschlechts. Doing Gender bezeichnet Repertoires und Schemata des Handelns, der Wahrnehmung und der Bewertung, die funktionieren und verständlich werden, indem sie geschlechtliche Klassifikationen aufgreifen. Den soziopsychologischen Mustern entsprechen Zellstrukturen und neurologische Vernetzung.
Wegen der anatomischen Voraussetzungen der Klitoris droht Überreizung oder mechanischen Schädigung während des Stechens; so ist diese Variante des Intimschmucks eher selten. Es besteht die Gefahr einer Nervenschädigung des Nervus dorsalis clitoridis, in dessen Folge sich dann ein völliger oder teilweiser Sensibilitätsverlust einstellen kann. Wird das Piercing vertragen, kann es jedoch einen erheblichen Lustgewinn bedeuten. Mit einer Materialstärke von 1,2 Millimetern.
Es ist Tabu, also lasst es bleiben. Diese ganze Wixerei. Einer Zwillingsstudie zufolge liegt die Heritabilität der weiblichen Orgasmusfähigkeit bei Geschlechtsverkehr um die 34 %, bei Masturbation aber bei 45 %. Wixen ist also vererbt und angezüchtet. Tourette-Syndrom. Ungewolltes Herausschleudern obszöner und aggressiver Ausdrücke, eine zentralnervöse Spontanentladung. Primäre Tic-Störungen können weder geheilt noch ursächlich behandelt werden. Knöppel spielt damit. Bildungssprachlich vulgär. Wenig schmackhaft.
Im Französischen kommt der Begriff zuerst bei Montaigne in der Form «manustupration» vor. Mittellatein manu stuprare (manus „Hand“ und stuprum „Unzucht“). Gustav Klimt malte eine masturbierende Frau mit geschlossenen Augen, in weissen Rüschenbeinkleidern, welche eine grosse Öffnung am Geschlecht aufweisen – schliesslich musste sie irgendwie brünzeln. Sezession. Diogenes von Sinope masturbierte auf dem Markplatz. Autofellatio ist bei männlichen Primaten eine verbreitete Form der Autosexualität.
Laut Hite genießen die meisten Frauen die Masturbation meist zwar physisch, nicht jedoch psychisch. Die Phantasien der Frauen sind stärker als bei Männern auf die bereits erlebten Arten sexueller Handlungen beschränkt. In Kinseys Studien gaben 45 Prozent der Frauen an, durch Masturbation üblicherweise innerhalb von drei Minuten einen Orgasmus zu erreichen, weitere 25 Prozent in vier bis fünf Minuten, wobei viele der Frauen ihn mit Absicht hinauszögern. Viele Frauen geben darüber hinaus an, Masturbation bis zum Orgasmus zu nutzen, um die ablenkende sexuelle Erregung möglichst schnell abzubauen. Das trifft auch bei vielen Männern zu. Weiterarbeiten!
Freud wendete sich resümierend gegen eine grundsätzliche Verharmlosung: In der Neurasthenie als direkte Folge, aber auch durch Verminderung der Potenz, Verweichlichung des Charakters durch Fixierung auf phantasierte Befriedigung und Stagnation der allgemeinen psychosexuellen Entwicklung disponiere die Selbstbefriedigung zur Neurose. In chronischen Fällen empfahlen Pädagogen das Anlegen von Fesselbändern, Gürteln und Leibchen. Drastischste Maßnahme war die Infibulation: Ein Draht, der durch die Vorhaut über die Eichel angelegt wurde. Campe, Pädagoge und Verleger von Aufklärungsliteratur, propagierte diese Methode und konnte nur bedauern, dass die Infibulation „nur bei der einen Hälfte unserer Jugend“ anwendbar sei. Vaginalzunähung war hier unbekannt. Als Infibulation wird in älteren Quellen auch das Durchspießen der Glans penis durch Knochenspangen oder Metall zu Schmuckzwecken und zur Reizerhöhung beschrieben. Materialstärke unterschiedlich.
Philosophisch wurde die christliche Masturbationsächtung bis in die Aufklärung gestützt. Sexualität bezweckt Fortpflanzung. Kant legt klar, dass die wollüstige Selbstschändung eine Verletzung der Pflicht des Menschen gegen sich selbst ist, weil er seine eigene Persönlichkeit aufgibt, indem er sich selbst als Mittel zur Befriedigung seiner Triebe gebraucht. Entwürdigende Selbstobjektivierung.
Der Orgasmus macht nicht nur Individuen und Paare sprachlos, sondern auch die Philosophie. Nun befasst sich ein Buch mit dem Thema. Lest den kahlen Mahnkopf! Aus anthropologischer und sexologischer Sicht gibt es keinen Unterschied zwischen männlichem und weiblichen Orgasmus, aber unterschiedliches Erregunsverlaufsverhalten. Die Spannweite geht von Penis- oder Klitoriskonzentration bis zur Ganzkörpererregung und autopoetischem Neurophysiologismus. Von Befriedigung bis zum Frieden, von der Erlösung bis zur Freiheit. Die längste Beschreibung eines Orgasmus in der Belletristik beträgt hundert Seiten.
Die Fähigkeit zur Sublimierung kann sexuelle Lebensenergie in geistige und künstlerische Schaffenskraft verwandeln. Der Rückzug der Libido von äusseren Objekten auf das Ich und das Göttliche kann aber auch zum Martyrium werden. Die heilige Cäcilia wird am 22. November gefeiert. Bei Vollmond gezeugt und geboren weihte sie ihr Leben und Ihr Frausein dem vor zweihundert Jahren lebenden Gottessohn. Ihre Eltern vermählten sie aber mit dem heidnischen Jüngling Valerianus. Sie führten eine Josefsehe bis er den gemeinsamen Glauben gefunden hatte und erkannten sich dann ohne Zeugung. Als sie auch ihre Dienerschaft bekehrt hatte und der Grosshaushalt in wilder Josefskommune lebte, tauchten die Christenhasser die Braut in kochendes Wasser. Das ihr nichts anhaben konnte. Etwas gerötete Haut. Als der Henker daraufhin versuchte, sie zu enthaupten, gelang es ihm nicht, der Heiligen den Kopf abzutrennen. Sie lebte noch drei Tage, verteilte ihre Reichtümer unter den Armen, den Kopf etwas wacklig auf dem schwer beschädigten Hals. Sechshundert Jahre später wurde sie in der Kalixtus-Katakombe unverwest ausgegraben, die Halswunden verheilt. Der heidnische Hochzeitslärm war verebbt, Cäcilia wurde Patronin der Musikanten und Geliebte der Organisten. Papst Pius IX hat die restaurativen Cäcilienvereinigungen während dem ersten Vatikan anerkannt. Wer lange in einem ordentlichen Kirchenchor mitsingt, bekommt das Cäcilienabzeichen zur Ehre.