Dorther komme ich

Er rief die Wissenschaft in den Zeugenstand: Die Theorie des Urknalls inklusive Datierung war für Papst Pius XII. bestätigender Beweis, dass das Universum durch einen Schöpfergott hervorging. Heringe furzen, die Blasen aus ihrem After erzeugen Frequenzen im Ultraschallbereich. Die Nahrungsaufnahme des Myllokunmingia, das erste fischartige Wirbeltier, war aktiv: Eine Halsmuskulatur musste her, um Beute zu verschlucken. Die Pumpröhre wurde zu einem Herz mit seinen Kammern und einer gesteuerten Rhythmik. Fossile Funde nahe Zürichs Partnerstadt Kunming, fünfhundert Millionen Jahre alt. Die Grünalgen gingen an Land und wurden Moos.

Erste Würmer fressen lieber Mikroben. Werden der Würmer zu viele, fallen sie übereinander her. Motorneuronen steuern das sensomotorische Programm zum Paarungsverhalten von Fadenwürmern: Partnersuche, Kontakt, Umkehrwenden, Tasten nach der Vulva, Eindringen des Begattungsorgans, Spermatransfer. Der Botenstoff, der den Ablauf der Sequenz vorgibt, ist ein Neuropeptid und entspricht unserem Neurotransmitter Oxytocin. In unserer Brust leben anderthalb Milliarden Bakterien.

Der letzte universale gemeinsame Vorfahre, englisch kurz Luca, war Einzeller mit ATP-getriebenem Stoffwechsel und einer DNA von einigen hundert Genen. Davon trägt heute jegliches Leben eine merkwürdige Sequenz: GTGCCAGCAGCCGCGGTAATTCCAGCTCCAATAGCGTAATATTAAAGTTGCTGCAGTTAAAAAG. Vor dreieinhalb Milliarden Jahren blitzt, was heute GT-Fahrer, GC-Nazis, AG-Weisssocken, TATA-Fahrer, Triple-A-Experten sind.

Das erste Leben kommt nicht aus einem besonnten Süsswasser-Tümpel oder feuchten Vulkankratern. Im ersten Evolutionsschritt des Lebens bilden sich in den Poren der weissen, auf den Meeresalpen wachsenden Schlote aus der dort abgelagerten Materie Enzyme, welche Reaktionen von Wasserstoff und Kohlendioxyd hervorrufen (Elektronenwanderung, Redox-Reaktion). Dazwischen röhrenartige schwarze Schlote, welche heissen Dampf und brennende Gase ausspeien, direkt aus den Magmakammern im Erdinnern. Voraussetzung war, dass das häufigste Mineral Olivin Wasserstoff band und zu Terpentin wurde, dem Schlangengestein. Der erste weisse Raucher wurde auf dem Atlantis-Massiv um die Jahrtausendwende entdeckt und die amerikanischen Forscher erinnerte das an eine versunkene Industrielandschaft, darum benannten sie die atlantischen Thermalbäder als Geburtsstätte des irdischen Lebens lost city statt Earth Abiogenese Center. Einfache organische Moleküle kommen im All häufig vor. Leben entsteht überall. 

Die Vorfahren des heutigen Menschen separierten sich von den Schimpansen und Bonobos vor sechs Millionen Jahren. Der aufrechte Gang ging der Vergrösserung des Gehirns eine Million Jahre voraus. Das Gehirnvolumen hatte sich vor zwei Millionen Jahren verdoppelt. Damit differenzierte sich die Basis-Emotion Angst in Ekel, Zorn, Freude und Traurigkeit. Gehirn wie Knochenmark sind die energiehaltigste Nahrung. In der Wonderwerk-Höhle am südlichen Kap Afrikas finden sich die ersten Nachweise für den kontrollierten Gebrauch des Feuers, vor einer Million Jahre.

Kannibalismus war wohl über Hunderttausende Jahre hinweg regulärer Teil der Subsistenzwirtschaft des Homo antecessor. Unsere heutige genetische Diversity zwischen 0,1 und 0,15% ist insgesamt geringer als jene der Schimpansen oder Fruchtfliegen. Wir haben aufgehört, morphologisch zu evolvieren, mit einer Ausnahme: Unsere Schädel samt Gehirn sind durchschnittlich 10% kleiner geworden als noch vor 10’000 Jahren. Und unsere Gesichtszüge sind infantiler geworden – ein Effekt, der auch bei domestizierten Tieren zu beobachten ist. myheritage

Spätestens vor einer halben Million Jahren entstand die hominide Sprache, evolutionslogisch um besser zu kooperieren. Da bereits Grünmeerkatzen eigene Alarmrufe für Leoparden, Adler oder Pythons haben, lässt sich vermuten, dass unter den ersten Hominidenworten Namen häufig waren. Mama ist ein starker Kandidat, das ‚m‘ wird in allen Sprachen gebildet. Die sprachliche Grundstruktur entstand als Syntax von Subjekt-Objekt-Verb. Laborversuche haben gezeigt, dass Lautmalereien das von ihnen Bezeichnete zu 35% identifizierbar machen. Sprache ist Selbstreferenz: 90% des Lexikons werden durch die anderen 10% definiert, welche meist aus der Sensomotorik stammen. Bewusstsein ist nach Christoph Koch „das, was sich wie etwas anfühlt“, Sinneseindruck und Körpererfahrung.

Der homo sapiens entstand gemäss genetischer Datierung vor etwa 340’000 Jahren. Das Kopfhaar hörte danach nicht mehr auf zu wachsen. Die ersten Hippies beim ostafrikanischen Graben vertrugen die Klimaschwankungen schlecht und wurden im zweiten vorzeitlichen Jahrhunderttausend von gut 10’000 auf 1’000 dezimiert. Eine asiatische homo erectus-Population, der Denisova-Mensch in Sibirien und die Neandertaler in Europa, bekamen ab dem Jahr 100’000 Besuch von den Sapienten, zuerst die in Indien. Vor 60’000 Jahren gelangte unsereins nach Australien. Seit dem Besuch trugen die Neandertaler einige sapiens-Gene. Vor 44’000 Jahren liess sich der sapiens in Europa nieder, liess nun ab von den Neandertalern. Diese guckten vor 28’000 Jahren von Gibraltar sehnsüchtig nach Afrika und starben aus. Der sapiens war damit beschäftigt, aus Wölfen Jagdhunde zu machen. Daheim in Afrika hatte er das schon geschafft. Er trägt Neandertaler-Gene in sich: Gensteuerung für weisse Haut, glattes Haar, rötliche Haartönungen und Sommersprossen. Als Primarschüler wollte ich mir diese Jauchespritzer wegmachen, mit einer biologischen Zitronencrème. Bereits zu Neandertaler-Zeiten hatte der sapiens begonnen, zu gravieren und zu zeichnen, erst mal eine Vulva und einen Phallus, samt in Ocker gehaltener Tierfigur, dann die Bilder in der Chauvet-Höhle. Die Kombination von Symbolzeichen II Λ III X II taucht öfter auf. Reichlich später geschieht mit den Vinča-Zeichen die erste Schrift, in Südosteuropa zwischen der Ukraine und Griechenland, etwa 1000 Jahre vor der numerischen Keilschrift. Nur der Mensch und sein nächster Verwandter, der Schimpanse, weisen eine Neigung zu gemeinsam verübten Aggressionen gegenüber Artgenossen auf. Der Wagen mit Rädern wurde dann bekanntlich zeitgleich verschiedenerorts erfunden.

Einwanderungen aus dem mittleren Osten brachten vor 7’000 Jahren in der schwäbische Alb den ansässigen Jägern und Sammlern wieder neue Gene: Durch die Bauern aus Anatolien und Nordsyrien wurde in Europa die schwarze Hautfarbe erneut dominant. Sie brachten auch Ackerbau und Käseherstellung. Vor 4’500 Jahren kamen dann nomadische Viehhirten aus den Steppen nördlich des Schwarzen und des Kaspischen Meeres, Menschen der Jamnaya-Kultur, brachten Pferde mit und die weisse Haut zurück, ferner auch Laktosetoleranz. 

Der Rest: Polypoem kommt aus dem griechischen Mythos ins Wallis. Kelten und Alemannen mischen sich im Mittelland und auf der voralpinen Plattform. Die Römer übernehmen den Lindenhof und benannten den Ort Turicum, was nach der hochdeutschen Lautverschiebung, dem i-Umlaut und apokopischer Verkürzung Zürich wird. Rom ist feminin und Paris ein Mann in den Zwanzigern, verliebt in eine ältere Frau. Woher? Väterlicherseits Seeztal, oben bei den Weisstannen, beim Batöni. Seitens Mutter aus unteren Emmental, Bichselberg. Aussersihl!

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