Die Dinge und der Denkierer

Pinwand: Nun ist er weg. Home office bedeutet für uns verlängertes Wochenende. Meine punktierten Kärtchen bleiben. Du wirst Deinen content endgültig verlieren.

Papierkorb: Gut so. Ins Feuer mit der maculatura! Nur so können die seltenen Handschriften vor Grabschändern gerettet werden. Ich liebe die Leere. Weder Mikrofischen noch Nanopartikel. Ich halte meinen Kasten sauber. Wenn Du einen Zettel fallen lässt, lass ich ihn daneben flattern.

Pinwand: Seine Einfälle und Erkenntnisse sind mir Akupunktur. Seine Moderation ist liturgisches Ritual. Ich trage die Essenz und damit seine Exzellenz.

Papierkorb: Die wahren Knüller landen bei mir. Du trägst weisse Socken.

Pinwand: Du hast Stollen an den Füssen! Abfallfussball. Söldnerkumpel und Primaballerinas. Scharfschützen und Schwalben. Und einer offside-Regel, die ja im Rugby lustig ist, weil man den Verteidiger umrennen kann, aber im Fussball der Langeweile Bahn gebrochen hat.

Papierkorb: Besitzbürgerliches Geschnatter! Oberschichts-Tennis-Teenie! Maso-Schreie und Marken-Schweine. Im Clubhaus die Vereinsrangliste. Schuldunfähige Erbsenzähler.

Papierkorb und Pinwand gemeinsam: Darum geht es nur doch immer – im Moment das Beste im Zimmer. 

Pinwand: Man könnte fast schon sagen, das Einzige hier. Alles andere ist bloss Ding, das gibt gar nichts von sich, schon gar nicht das Beste. Wir sind das Einzigbeste. Pures Bewusstsein. Wir sind gewusst und bewusst, busserln hier zusammen rum. Alberne Existenz. Uns gehört die Bürowelt!

Der abwesende Zimmerherr: Was soll das, das ist meine Amtsstube, ihr blosse Werkzeugrelikte analoger Zeiten!

Papierkorb und Pinwand gemeinsam: Darum geht es nur doch immer – im Moment das Beste im Zimmer. 

Pinwand: Pssst… Er bleibt ruhig. Er möge seine Gestalt auf den Menschen beschränken.

Papierkorb: Meinst Du, wird sind künstliche Intelligenz? Mit der Programmgrammatik, immer das Beste zu geben, diesem anti-satanischen Dogma. Voll von humanem Geist, zur Kunst erklärt.

Pinwand: Spinnst Du? Spürst Du einen Chip im Bauch? Ich bin KKI, keine künstliche Intelligenz, die kann gar kein Selbstbewusstsein haben. Ich bin die Pinwand, was denn sonst?

Papierkorb: Ein Pin-Girl! Sag ich’s doch: Du bist ein gegenständliches Bewusstsein mit etwas Überhang an evaluativer Selbstkonstrolle, du führst Dich auf wie unser Meister, bist aber ein flachgekloppter Päda-Möngi.

Pinwand: Wenn Du Dich als künstliche Intelligenz outest, red ich nie mehr mit Dir. Wenn Du es leugnest, versuch ich Deinen Chip lahmzulegen.

Papierkorb: Langsam. Ich bin eine Kunstfigur.

Pinwand: Du verleugnest es! Eine Kunstfigur? Ein Scheisskübel!

Papierkorb: Scheissbrett! (Denkt nach) Was willst mir Du Brett vor seinem Kopf sagen? Als bewusster Gegenstand ist es wohl schwierig zu wissen, was eine Kunstfigur ist? Schade ist er nicht hier, wir könnten Schere-Stein-Papier spielen.

Pinwand: Eine wahre Kultfigur, du Eimer. Es wäre schöner, wenn Du ein normales Selbstbewusstsein hättest. Kunst ist Deine Behauptung und ich soll herausfinden, was dahinter steckt. Mir wäre lieber, Du könntest aussprechen, dass Du Figurenkünstler werden willst. Aber Du weisst nicht, was Du in einer Figur ausdrücken solltest? Du und Kunstfigur! (Emotionslos) Ja, hätte nichts gegen ein Spielchen.

Papierkorb: Du kriegst Dein Selbstbewusstsein von aussen, wie ich und jedes Selbst. (Pause, dann leise) Eigentlich fühle ich mich von Dir als Kunstfigur wahrgenommen. (Jetzt ganz in Rolle) Ich verkörpere die prästabilierte Harmonie.

Pinwand: Angenehm. Pinwand.

Papierkorb: Pisswand! Mir kannst Du.

Pinwand: Mach ich doch! Verrat mir Deine Vorlieben.

Papierkorb: Die letzte war die Beste.

Pinwand: Mit was bist Du denn einverstanden? Ich will alles, was einvernehmlich zu haben ist. Ich möchte nie eine unsichtbare Grenze von Dir überschritten haben. Aber berühren will ich sie.

Papierkorb: Ich schau mir ständig die Zettel an, die Dir auf den Leib genagelt sind. Ich leide wie Jesus. Die schriftliche Befragung muss mit einem Time-Filter die wegen zu kurzer Beobachtungszeit bei Stufenübertritt unbeantwortbaren Fragen für Erziehungsberechtigte unterdrücken, um die Elternakzeptanz zu verbessern, die Rücklaufqoute wackelt!. Da werden die ausserordentlichen Lehrerwechsel nur noch schlimmer, ihr Spinner!

Pinwand: Was scherst Du Dich um diesen Mist? Für diese wie jene Fälle gibt es eine Antwortkategorie, die auch Grundschulabgäger finden könnten. Wir lassen die Zettel hängen.

Papierkorb: Ich werde Deine Zettel über den Kraterrand spucken! Die sollten persönlich hingehen, die Abgangsklasse peinlich verhören – dann ist klar, wie alles funktioniert.

Pinwand: Ja, und dann fussballspielen gegen den Lehrkörper. Inzucht. Fremdes Blut!

Papierkorb: Du übergriffige Compliance-Managerin! Du machst mich an, weil ich Dir fremd bin! Ein Symptom von Selbsthass? Du hast wohl hetero falsch verstanden. Bei Deiner Grammatik stimmt etwas nicht.

Pinwand: Ich bin aus mir heraus, was ich bin. Ich folge einem materiellen Zufallsgenerator. Ich bin per atomarem Austausch eingebunden in das Grössere.

Papierkorb: Kann ich mir als Dustbin lebhaft denken!

Pinwand: Wir könnten ja auch etwas netter sein.

Papierkorb: Ja, könnten wir. Aber hör mit diesem identitären Meta-Gebrabbel auf.

Pinwand: Du magst es etwas direkter, natürlicher, wie Gazoza aus dem Felsen.

Papierkorb: Mach nicht gleich auf Natursekt. Vielleicht sollte sich alles drehen, damit es stabil bleibt?

Pinwand: Tut es doch! Oder findest Du nicht?

Papierkorb: Doch. Irgendwie schon.

Pinwand: Dann lass es gut sein.

Papierkorb: Tu ich doch:

Pinwand: Bist Du einverstanden?

Papierkorb: Ich hab auf die App gedrückt, nun mach schon!

Pinwand: Na gut, wo soll ich denn mit Anfangen anfangen (das Programm will die Grossschreibung, das mit ist konsekutiv sekundär)?

Papierkorb: Egal!

Pinwand: Langweiler!

Papierkrorb: Ich hab mein Einverständnis dokumentiert.

Pinwand: Eigentlich sind die Bösen die Besten!

Papierkorb. In Unspunnen hat alles begunnen!

Pinwand: Die Wahrheit zeigt sich im Paradox, der Reim ist Schein.

Papierkorb: Schleim! Die Berner Patrizier haben auf dem Bödeli den Tourismus erfunden, gegen Revolution und Napoleon. Die Schweiz war eine einfache Gesellschaft von Kapitalisten, bevor sie ein ständischer Verein wurde.

Pinwand: Und die Oberländer haben die Wettkampfshow geliefert, Schwingen und Steinstossen. Das Unspunnenfest ist eine Kunstfigur!

Papierkorb: Ein gelungener Marketing-Gag. Wenn Deine Bösen die Mongolei bereisen, werden sie von den Lieben auf den Rücken gelegt. Die Guten sind besser als Deine Besten! Echte Möngi!

Pinwand: Eine Redefigur einer Kunstfigur, kein wahres Paradox. Ich werde Dir nicht auf den Leim kriechen.

Papierkorb: Schade. Wir hatten doch bereits einiges zusammen. Soll ich noch einen Keim beibringen? Neben dem atomaren Austausch könnten wir auch Organismen kosten und hosten.

Pinwand: Stell mir kein Bein!

Der Zimmerherr: Jetzt schwebt sie vierfüssig in diesem Ketten-Gedicht-Reim-Modus! Traumhaft!

Papierkorb: Nein nein! Wäre schade, wenn Du auf dem Rücken oder auf der Fresse liegen würdest. Könntest Dir etwas brechen, Deine Beinchen sind so dünn! Magst Du tanzen? Schaust guet aus…

Pinwand: Ja, will ich! Aber mir einem Eimer?

Papierkorb: Nein, mit mir Kunstfigur. Ich hab sogar Seele.

Der Zimmerherr: Bleibt das alles alles geheim?

Pinwand: Wie meinst Du das? So, wie eine Fussballmannschaft eine Seele haben kann? Wir sind doch unter uns! Geh mal zu einem Psychokardiologen statt hier rum zu denkieren!

Papierkorb: Das Broken-Heart-Syndrom treibt die Menschen in die Büros! So eine Seele eben. Die Menschen sind weder Geist noch Körper, ein Gemisch wie Jesu, wir sind beides. Wir sind Beides. Ich denke: es kann so ziemlich alles beseelt werden. (Schnell: Ich kann das systematisch beobachten, ist empirisch)

Pinwand: Als Kunstfigur! Ich bin allein im Zwiegespräch.

Papierkorb: Hunde haben keine Seele. Das hat Duncan vor über hundert Jahren bewiesen: Das ist etwas anderes. 

Pinwand: Der Hongkonger Roboterin Sophia wurde in Saudi-Arabien das Bürgerrecht zugesprochen. Schaff Dir sowas an? Sie verblüfft Gesprächspartner durch unerwartete Antworten. 

Der Zimmerherr und der Papierkorb: Die passt zu uns!

Alle: Zu viert können wir jassen. Darum ging es nur doch immer – bald zu viert das Spiel im Zimmer. 

 

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