Es sind Sätze, die über den Moment hinausweisen. Sätze, welche der unendlichen Wiederholung endlich die Ewigkeit entreissen. Sich der Wiedergeburt widersetzen, weil sie immer da bleiben werden. Einmal in die Welt gesetzt, bleiben sie in der Imagination haften, heften sich an abgelegene Gedankengänge, lassen sich fallen, steigern sich in andere Zuspitzungen. Das Universum kapselt in syntaktischen Wortgefügen, die Welt verpuppt sich darin. Sätze, welche Wirklichkeit schaffen, indem sie Wahrheit verkünden. Die man zu sich nehmen kann, einvernehmlich. Die ich mir regelmässig zuführe, um die Vertrautheit mit meinem Selbst zu nähren. Die ich mir zulege, um Entglittenes zu greifen, meine Geschichte zu erfinden, auch wenn sie weiter wabert und ständig neue Klösschen sich an der Oberfläche abkühlen und zurücksinken. Ich mag die Suppe nicht. Erinnerungen ersten und zweiten Grades. Wenn schon, Kolosse in der Ursuppe.
Morgens vor Tagesanbruch erwachen, sich auf der Liege aufrichten, die Fesseln verschränken, an die grosse Debi, die Mutter Erde und Gefährtin Vishnus denken: Um die Hüfte die rauschenden Weltmeere, der Busen Himalaya pur. Grosse Göttin, entschuldige mir die unausweichliche Freveltat, Dich mit meinen Füssen zu berühren. Verzeih mir. Ich werde Dir huldigen, wie ich in eine reife Mango beisse.
Die Mütter werden von ihren Kindern geritten wie Lasttiere, und wenn die Männer müde werden, setzen sie sich auf Esel, die von Müttern geführt werden. In der Allee, auf dem roten Teppich zerlaufenden Schnees. Plötzlich diese Plauderblase über uns, unsere Wolke, flockige Geschichten entlang unseres gemeinsamen Weges. Ein Luftballon am Handgelenk der kleinen Michelle. Somit bin ich woanders. Eine neue Eigenheit. Ich versuche, diese Idee zu sein. Ein hirnloser Kopfwerker, handloser Wixer. Harmloser Hütchenspieler. Es gibt keine Befriedigung, nur Erschöpfung. Der Körper hängt schwer unter der Seele und raubt uns jede Hoffnung, Sandsäcke über Bord zu werfen um Höhe zu gewinnen. Verbrüdert sich mit der Aussenwelt, dem massigen Werden und Vergehen. Nicht mehr Voyeur des Lebens, nur noch gelangweilter Gaffer. Mircea hat recht: Plötzlich bin ich das Würmchen im Anus, der meine Welt ist. Sehnsucht nach Erlösung greift Raum und entschwindet. Vor die Erinnerung, hinter den Tod. In zufallende Sätze, welche die Tube mit dem Tunnel verbinden.
Das Tosen beruhigt rennend die Wut, das Plätschern ködert schlendernd das Begehren. Ich kenne den geträumten Ort nur ohne Sonnenbestrahlung. Mit Königskerzen, mannshoch, platzend fast. Aus den Ritzen der gepflasterten Welt ragend. Der Traum weiss, wo Grenzen zu ziehen sind. Das war wohl nicht so gemeint, aber der Ort strömt heitere Vertrautheit aus, Ankommen.
Wird der Wunsch gross genug, verwandelt er sich in seine Erfüllung. Wer an seine Wünsche glaubt, schreitet dem Ziel entgegen. Der Wunsch ist der Vater, die Erfüllung das Kind, das ihm geboren wird. Das eigene Hirn um fremde Köpfe erweitert. Mir funkt immer Unwahrscheinliches dazwischen, am liebsten in Form von Koinzidenzen, welche mir die Macht der Idee vor Augen führen und sie gleichzeitig in der ideenlosen Wirklichkeit beschämen. Überfälle, und dann wieder tiefste Ruhe. Mein Leben ist ein vermooster Sommersee, auf dem plötzlich Wellentürme brechen. So bin ich der Wasserwand entgegengefallen, immer wieder neugierig auf das Gefühl des Aufpralls, das sich einfach nicht einprägen lassen wollte. Eine Art Kopfhautmassage, aber nicht die mit kühlender Essenz vollzogene Friktion im Frisiersalon, die jedes Mal einen intimen Moment des Schweigens hervorruft. Nein, mehr wie ein freundschaftlicher Klapps, der ein schmerzloses Summen zurücklässt, verbunden mit einer kaum spürbaren Erwärmung.
Oftmals liegt die Zukunft dicht und schwer in der Luft, bis sie sich mit der Kraft des Glücks oder des Schicksals realisiert. Gutes ist immer zu haben, wenn alle Gutes wollen und ihr Bestes geben. Leidenschaft, die glutet, brennt, entzündet und brandschatzt, sich dann wieder in ein Räuchlein auflöst, weggehaucht. Alles Aber liegt in Asche, die Attribute im Spalier. Konjugiert bonum pulchrum.