Mathemetaphysik

Astrologische Physik ist eigentlich mathematische Metaphysik von abgeklärten Agnostikern. Diese schliessen die Möglichkeit von Gott nicht aus, sondern nur die Gewissheit von Gott. Zumindest lassen sie vieles offen mit neuen Bezeichnungen, die man auch durch Gott ersetzen könnte und das wäre dann die langgesuchte Theorie von Allem, oder zumindest schon die Theorie vom Alles, theoretische Theologie und Glauben in einem. Wenn die Astrophysiker sich für Philosophie interessieren würden, könnten sie bessere Übersicht gewinnen und einige würden sich dann auch mit der Frage beschäftigen, was zuerst, zuhinterst kommt. Dort, wo im zeitgenössischen Weltbild im Urknall oder dahinter „Singularität“ steht, wo die elektromagnetische Kraft, die starke und schwache Kernkraft mit der Gravitationskraft in der „Urkraft“ verschmelzen. Oder bei den Agnostikern gegenüber der Weltformel die „Emergenz“ postuliert wird. Alles valable Zuschreibungen an Gott.

Die Astrophysiker haben ja wieder Schlagzeilen machen können. Die Gravitationswellen wurden empirisch nachgewiesen, sind also bewiesen und damit keine Glaubensfrage mehr. Aber – ich liebe Paradoxe dermassen, dass ich ständig danach suche – damit haben sie einen Glaubenssatz geboren. Es gibt nun angeblich aus menschlicher Vernunft ein Wissen über den Zusammenhang der Welt und des Universums, den zwar niemand nachvollziehen kann, aber sich als Glaubenssatz festsetzen und später Schulstoff werden kann.

Wie die Empirie im Beweis der Gravitationswellen aussieht, kann ich nicht nachvollziehen. In der einen Theorie bewegen sich Gravitationswellen mit der absoluten Lichtgeschwindigkeit, andere beziffern ihre Schwingungsperiode mit vielen Millionen Jahren, auf jeden Fall verformen sie Raum und Zeit, die Relativitätstheorie gilt ja. Auf jeden Fall sollen die Amerikaner mit Mikrowellendetektoren Daten generiert haben, mit welchen die Gleichungen aufgehen. Allerdings nur indirekt, man hat vom einen aufs andere geschlossen. Wenn, dann. Eine Annahme ist noch dazwischen. Wahrscheinlich eine Theorie der Gravitationswellen, eine empirische Tautologie quasi. Zwischen den Daten und dem Gemessenen liegen Theorienwelten, Wahrscheinlichkeitsrechnungen und rein technische Probleme. Dass es rein technische Probleme gibt, beweist die Empirie der Methode. Als auf dem entgegengesetzen Pol der Teilchenphysiker die Relativitätstheorie als empirisch wiederlegt entlarvt wurde, war ein Messfehler, wie es zuerst hiess, oder ein lockeres Kabel, wie die „Zeit“ später berichtete, Anlass, die Sache wieder zu vergessen.

Einstein hat die Grundformeln für die mathematische Physik beigesteuert, die Kernspalter und Astronauten dann die technikpolitische Ausbaufinanzierung gesichert. Heute benehmen sich Professoren wie Popstars und buhlen um den Nobel-Oscar. Nicht, dass mir die Formeln der theoretischen Physik nicht gefallen täten. Gleichungen sind etwas Schönes, Griechische Buchstaben auch. Ich wollte schon immer Formeln visualisieren. Als Dargestelltes darstellen. Deren Meta-Schönheit emergieren lassen.

Was mir nicht gefällt, ist die verbreitete Meinung, dass Wissen die bessere Alternative zum Glauben sei, die aber den dank der Wissenschaft wachsenden Glauben nicht als solchen reflektieren will. Die heutigen Weltmodelle mit Urknall und Weltformel behaupten Antworten auf metaphysische Fragen, die man getrost als Aberglauben bezeichnen kann. Die Wirklichkeit ist gottseidank vielfältiger, die Gewissheiten umfassender. Die Weltentstehungsansicht der Astrophysiker und die Theorie von Allem sind phantastsich schön, aber gegenüber anderen Schöpfungsgeschichten oder kosmogonischen Mythen wenig stimmig und zuwenig ästhetisch: schlechte Literatur.

So, jetzt habe ich es dem Internet wieder mal gesagt.